Unzählige Attraktion, dutzende Museen von Weltrang, aber nur ein Tag in Paris. Wir entscheiden uns gegen stundenlanges Schlangestehen und probieren es mit einer Alternative zu den Kunsttempeln, wir fahren zur Galerie de Paléontologie et d'Anatomie Comparée, einem Institut des Muséum national d’histoire naturelle.
Wie in dieser Stadt nicht anders zu erwarten, wird man sogleich vom Museumskomplex mit seinen zahlreichen historischen Bauten, Gärten und dem angeschlossenen Zoo in Bann gezogen. Charmevoll trotz kolossaler Repräsentationsarchitektur...
Wer einen Fuß durch die Zeitschleuse des Eingangsbereichs in den großen Hauptsaal des Museums setzt, sieht: Knochen. Eine riesige Halle voller Skelette, zugestellt bis auf den letzte Quadratmeter, um auch noch am exotischsten Säugetier en détail kleinste evolutionsbedingte Modulationen zu erläutern.
Mein Blick schweift über Skelette, alte Vitrinen, eine pompöse Ausstellungshalle, Spinnweben in den Ecken und Staub auf den Schaukästen, stilvolle Architektur, Familien die sich an den monströsen Skeletten von Elefant, Blauwal und Co. nicht satt sehen können, kunstvolle Darstellung eines Meeres aus Tierknochen oder einer Geisterarmee aus Skelette – und ich übergehe die Einzelheiten.
An diesem Ort prallen die Lebensgefühle und kollektive Vorstellungen zweier grundverschiedener Jahrhunderte aufeinander. Damals der Traum vom Wissenstempel, einem Prestigeort, an dem naturwissenschaftliche Forschung zu Ehren der Grand Nation nach außen gestellt wurde. Heute die Faszination am Dekadenten, der Gefallen am süßen Verfall und die Freude über zeitlose Ästhetik begleitet von der natürlichen Attraktion der grandiosen Sammlung. Besucher verlieren sich im Staunen, tauchen in eigene Traumwelten, in eine schwarz-weiß Welt. Das ist Museum, leider kann man so etwas nicht künstlich erschaffen, so etwas muss unter glücklichen (oder unglücklichen?) Umständen über Jahrzehnte wachsen. Dieses Institut des Naturhistorischen Museums konnte nur zu seiner Zeit so werden, wie es bis heute besteht. Es suggeriert dem Besucher die selbstgewisse Botschaft, "ich habe es nicht nötig!" Was bedeuten schon die neusten, einer Mode hinterherhetzenden szenografischen Trends?
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