19.11.2014

Hoesch-Museum | Dortmund

blaue Großbuchstaben; Firmenname Hoesch
Ein paar nette Objekte, graue Stellwände und Texte, denen es an Hierarchie und einem roten Faden fehlt. Man erwartet nicht viel von diesem Museum, das jenseits von LWL und Ruhrmuseum keine großen Wellen schlägt.
Ein Besuch lässt jedoch schnell erkennen, wie wichtig eine Ausstellung dieser Art für das Verständnis einer Stadt sein kann...

Begibt man sich vom Hauptbahnhof auf den Weg in Richtung Hoesch-Museum, entfaltet sich eine Stadt, die in den vergangenen zwei Jahrzehnten einen Wandel erleben musste. Arbeits- und Perspektivlosigkeit, fehlende Invenstititonen, allein die Gesichter der vielen Biertrinkenden verraten, dass es der ehemaligen Industriemetropole nicht gut geht. Die U44 fährt durch den Dortmunder Nordosten, über Borsigplatz, vorbei am „Geburtshaus“ des BVB, zur Haltestelle Westfalenhütte. An jedem Meter Strecke, an der gesamten Stadtstruktur wird die einstige Fixierung auf Industrie spürbar. Sei es der schwarz-gelbe Fußballverein, der im Dunstkreis der betrieblichen Wohlfahrt von „Karl Hoesch“ empor kam, sei es das Arbeiterquartier am Rande der Westfalenhütte oder diese selbst, heute eine der größten Industriebrachen Europas – Mitten im Stadtgebiet.

Wer mit etwas Vorkenntnis – wikipedia hält gute Artikel zur Dortmunder Industrie parat – die Ausstellung betrachtet, dem erschließt sich die umliegende Stadt. Zwangsläufig wurde dieser soziale Kosmos in den vergangenen 150 Jahren von den mächtigen, komplex verwobenen Montankonzernen gestaltet. Wer sie und ihre Historien versteht, versteht auch die Orte, an denen sie liegen. Hoesch prägte dabei nicht nur seine bis zu 25.000 Stahl kochenden und walzenden "Hoeschianer", der Konzern dominierte über Jahrzehnte die gesamte umliegende Stadt.




verkohlter, angebrannter Kunststoffhelm
ein verkohlter Schutzhelm
beim Thema Arbeitsschutz
  • Lieblingsexponat? – Der durch eine "Ausflammung" des Hochofens verkohlte Schutzhelm eines Hoeschianers.
  • Nachmachen! – Bereits vor dem Museum befinden sich einige Großexponate und ein kleiner "Lehrpfad" zum Thema Eisenerz. Eine anschauliche Ergänzung zur eigentlichen Ausstellung.
  • Was stört? – Die Ausstellung wirkt unstrukturiert. Dem Besucher wird es nicht leicht gemacht, sich im Wust der Informationen zurecht zu finden.
  • Wie hinkommen? – Vom Hauptbahnhof zu Fuß oder mit der Stadtbahn zur Kampstraße, von dort fährt die U44 zur Endhaltestelle Westfalenhütte. Hier weisen Schilder den Weg. 
  • Charme? –  Die Atmosphäre könnte kaum passender und authentischer sein, unterschiedet sich jedoch erheblich von der an den romantisch wirkenden Industriedenkmälern à la Zeche Zollverein oder Landschaftspark Nord. Das Museum  befindet sich im historischen Pförtnergebäude am ehemaligen Fabriktor 1 der Westfalenhütte, direkt neben dem einstigen Hauptgebüde der Konzernzentrale von Hoesch. Hinter dem Museum erstreckt sich die große Industriebrache, daneben befindet sich ein Hightech-Stahlwerk von Thyssen-Krupp.  
  • Jahreskarte oder Tagesticket? – Wer Dortmund verstehen will, für den ist das Hoesch-Museum eine wichtige Anlaufstelle. Insgesamt eher eine Ausstellung für Interessierte und Experten. 
  • Was gibt’s noch? – Auf dem Weg zwischen Borsigplatz und Westfalenhütte passiert man das Gebäude in dem 1909 der BVB gegründet wurde. Nähere Informationen hierzu gibt es in der Ausstellung, denn selbstverständlich beeinflusste Hoesch auch die Geschichte des berühmten Fußballclubs. 
       
steht auf der Denkmalschutzliste der Stadt Dortmund
Das Hauptportal des ehemaligen
Hoesch-Konzerns, heute Thyssen-Krupp
Blick in die Ausstellung

noch bis zur Jahrhundertwende waren die Öfen in Verwendung
Nachbau eines Puddelofens, der zur
Umwandlung von Eisen in Stahl diente

Lehrpfad im Park vor dem Museum Hoesch
Eisenerzbrocken mit Informationstafeln
im Park vor dem Museum
Eingangstor zur Westfalenhütte,
heute Thyssen-Krupp
Fabriktor 1 auf dem Gelände von Hoesch in Dortmund
Das Museum am Fabriktor 1


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