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Krippen, Fotoapparate, Citycards |
Die Kuratoren des Esslinger Stadtmuseums machten sich auf
die Suche nach Menschen, die leidenschaftlich gerne sammeln und bereit sind, ihre
Sammlung in der Sonderausstellung „Vom Suchen und Finden. Sammeln in und um
Esslingen“ zu präsentieren. Entstanden ist eine partizipative Ausstellung
von Sammlern und
über Sammler, bei der die Beteiligung mehr als nur Modewort blieb,
mit dem sich Museumsmacher heutzutage aus politischen Gründen so gerne
schmücken (aber oft nicht gerade mit Enthusiasmus in die Tat umsetzen)...
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Die Sammler | Das Sammeln |
Sämtliche 16 Plätze wurden gefüllt: Es fanden sich Sammlerinnen
und Sammler von Gemälden holländischer Maler, Puppen, Citycards,
Blasinstrumenten und vielem mehr. Zu den skurrileren Sachen gehören etwa eine
Sammlung von Nilpferden jeglicher Form, Fotokameras aus württembergischer
Herstellung, Meterstäben aller Art, frühe Bügeleisen oder alte Skier. Nachdem
die Sammlerinnen und Sammler ausgesucht waren, fanden zunächst Interviews und
Fotosessions im jeweiligen Zuhause statt – Ergebnis sind wunderbare
Portraitbilder und Textfahnen mit den Kernaussagen der Interviews. Ursprünglich
war geplant, die Sammler ihre Dinge ins Museum bringen zu lassen und dann
einheitliche Beschriftungen anzufertigen. Doch das Ganze bekam eine eigene
Dynamik und verselbstständigte sich. So füllten und
beschrifteten die Sammlerinnen und Sammler in den meisten Fällen ihre Objekte
und Vitrinen selbst – ganz nach ihrem eigenen Geschmack. Auch wenn die Abgabe
der „Kontrolle“ den Kuratoren nicht immer leicht viel, wurde das verwirklicht,
was versprochen wurde: ein partizipatives Projekt über das Sammeln. Die
kurzweilige Ausstellung schließt mit einem Raum zu einigen Neuerwerbungen des
Esslinger Stadtmuseums und verkündet auf selbstkritische Weise: auch beim professionell
geplanten, strukturierten Sammeln und Ausstellen lässt sich nicht immer das
einheitliche Bild herstellen, das man zu Beginn im Kopf hatte.
Es gibt kaum ein zweites Museum vergleichbarer Größe, das
wie das Esslinger Stadtmuseum Sonderausstellungen am laufenden Band produziert.
In den letzten Jahren entstanden pro Jahr vier bis fünf Ausstellungen, die sich
zwar jenseits großer Blockbuster bewegen, aber trotz begrenzter Mittel
spannende Themen und Objekte zur Schau stellen.
- Lieblingsexponat? – die alten Holzskier (zum Anfassen!)
- Nachmachen! – Mut zu alternativen Ausstellungsthemen
- Was stört? – die beschränkten Öffnungszeiten
- Wie hinkommen? – vom Bahnhof ist in Esslingen alles zu Fuß
erreichbar
- Charme? – liebevolle Ausstellungsgestaltung und das auf
sympathische, dilettantische Moment des Partizipativen
- Jahreskarte oder Tagesticket? – bei den häufig wechselnden
Sonderausstellungen rentieren sich regelmäßige Besuche
- Was gibt´s noch? – zur Weihnachtszeit lohnt sich ein Besuch
durch den schönen Weihnachtsmarkt, der das Museum umgibt, gleich doppelt
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Sammlung alter Skier |
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Feierabendziegel & Meterstäbe |
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