An der Kasse empfangen uns spaßend zwei ältere Herren und versuchen uns zu überzeugen, dass wir doch noch Studenten wären. Bereits das Café, in dem wir unseren Rundgang mit einer Tasse Tee beginnen, ist ästhetisch anspruchsvoller eingerichtet als die meisten Ausstellungen anderer Museen. Auch die Herrentoilette steht in nichts nach: ein großer, mit Marmorplatten ausgelegter Raum mit einer vergoldeten Kloschüssel. Gleichzeitig hat sie jedoch etwas veraltetes, leicht schäbiges, was generell in Dänemarks öffentlichen Restrooms anzutreffen ist. Aber meine Erinnerung kann mich auch täuschen. In der Dauerausstellung, deren Einleitung die Möbel des Desigerns Juhl Finn bilden (auf denen man sogar Platz nehmen darf), halten wir uns nicht ausführlicher auf. Erstens, weil die Designklassiker des 20. Jahrhunderts nur zu gut bekannt sind und zweitens, weil man, je länger man die Sofas und Stühle betrachtet, desto weniger ohne sie das Gebäude wieder verlassen will.
Da wir außerdem nicht allzu viel Zeit haben, konzentrieren wir uns auf die Sonderausstellung. Schon deren Überschrift lockt mich als Plattensammler besonders: „Album Covers – Vinyl Revival“. Doch in den viel zu kalten Sonderausstellungsräumen mit schwarz gestrichenen Wänden ist das Thema zu reduziert dargestellt. Etwa acht, von der Decke abgehängte Plastikwände baumeln diagonal hintereinander. Jede Wand ist auf der Vorder- und Rückseite mit jeweils 16 Plattencovern bestückt, die thematisch zusammengestellt sind: nach Traumbildern, Landschaften, Urbanismus, Schwarz/Weiß, männliche/weibliche Stilikonen, Fantasiewesen etc. Die etwa 400 einflussreichsten und bekanntesten Plattencover der vergangenen 60 Jahre aus sämtlichen Genres sind dort versammelt – von John Coltranes „Blue Train“ über Iron Maidens „The Number of the Beast“ bis hin zu Björks „Homogenic“. Entlang der Raumwände befinden sich Texttafeln mit einer kleinen Reise durch die Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts, die nicht isoliert von der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung dargestellt wird.
Lieblingsexponat? – Master of Puppets
Nachmachen! – Den Ausstellungskatalog, aber bitte mehrsprachig
Was stört? – Die für den Winter zu kalte Raumtemperatur, der Eindruck,
die Ausstellung sei noch nicht ganz fertig
Wie hinkommen? – Vom Hauptbahnhof zu Fuß
Charme? – (Auf das gesamte Haus bezogen) Wie dänische Pölser: mögen
schlicht daherkommen, sind aber nie aus der Mode gekommen
Jahreskarte oder Tagesticket? – Die Klassiker der Dauerausstellung
benötigen nicht unbedingt mehrere Besuche
Was gibt´s noch? – wie es sich für Designmuseum gehört: ein im
passenden Stil eingerichtetes Café mit kleiner, aber frischer Auswahl
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