Ein indonesischer Reisspeicher im Eingangsfoyer ist das Wahrzeichen des Museums |
Der "Forscherraum", der trotz seiner Komplexität Anklang bei den Besuchern findet |
An zentraler Stelle widmet sich die Ausstellung auch der ethnografischen Forschung und der wissenschaftlichen Bedeutung einer völkerkundlichen Sammlung. In einem "Forscherraum" können Besucher jeden Alters auf den Spuren berühmter Ethnologen wie dem Feldforscher Bronislaw Malinowski wandeln. Sie werden an die Methoden des Faches herangeführt und erhalten Einblicke in Denkstrukturen und Forschungsansätze, die üblicherweise Studenten der Ethnologie vorbehalten sind.
Überhaupt sind Besucherinnen und Besucher vom Kindesalter an immer in die Ausstellung eingebunden und können auf verschiedenste Arten Erfahrungen sammeln. Der Museumsbesuch ist eine sinnliche Erfahrung in jeglicher Hinsicht. So wird die Besucherin und der Besucher zu Beginn vor allem durch Akustik auf die weitere Ausstellung eingestimmt. Die bühnenbildartige Szenografie, Aktivstationen, Lichtstimmungen, Hands-Ons und die Multimediaaustattung garantieren Abwechslung und lassen zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommen. Dazu trägt auch bei, dass die aufgegriffenen Inhalte bis in die Gegenwart reichen und beim Besucher Fragen aufwerfen, zum Denken anregen.
Insgesamt wirkt die 2012 eröffnete Dauerausstellung und das gesamte Museumskonzept vorbildlich auf die Interessen, Vorlieben und Bedürfnisse der Besucher abgestimmt. Angefangen beim deutlich, aber unaufdringlich ausgezeichneten Rundgang, bis hin zu den stilechten Sitzmöbeln oder den kurzen, informativen Texten. Zweifelsohne hat sich die Stadt Köln ein Museum geleistet, das eine Referenz – nicht nur für andere ethnologische Museen – darstellt.
Das Kabinett "Der verstellte Blick" |
- Lieblingsexponat? – Das Kabinett "Der verstellte Blick". Im Innern werden mittels Beamern rassistische Vorurteile über die Bewohner Afrikas in Film, Bild und Schrift an die Wände projiziert. An den Außenwänden widerlegen anschaulich aufbereitete Fakten und Objekte die Stereotype und zeigen, wie diese entstanden sind und bis heute nachwirken.
- Nachmachen! – Neben der klugen thematischen Ausstellungsgliederung ist das Museum ein Paradebeispiel für Barrierefreiheit, die von einem großen Willen zur Inklusion zeugt. Erwähnt sei hier nur der Videoguide, der als tragbares Minidisplay den Audioguide für gehörlose Menschen ersetzt.
- Was stört? – An einigen Stellen wirkt die Ausstellung überinszeniert. Unzählige Quadratmeter lackierter Holzplatten zeugen von einer ambitionierten Gestaltung, die teilweise unnötig in den Vordergrund rückt. Ist es immer notwendig nach dem Prinzip "viel hilft viel" zu gestalten? Haben wir uns in den letzten Jahren nicht an den "Filmkulissen" im Museum satt gesehen? Ich bin mir sicher, dass sich in den kommenden Jahren neue Trends in der Gestaltung von Ausstellungen durchsetzen werden – jenseits der pompösen Inszenierung. Die Blicke sind geschult, wir wissen was möglich ist, wo die Grenzen ausgereizt sind. Eine mutige, gelungene und die Objekte rahmende bzw. betonende Szenografie lässt sich nicht mit Materialaufwand und technischer High-End-Ausstattung erkaufen.
- Wie hinkommen? – Das Rautenstrauch-Joest-Museum liegt verkehrsgünstig am Neumarkt und ist vom Hauptbahnhof zu Fuß oder per Bahn erreichbar.
- Charme? – Der Museumsneubau imponiert mit seiner gelungenen Architektur. Die Atmosphäre mutet einladend, funktional und freundlich an.
- Jahreskarte oder Tagesticket? – Allein die Dauerausstellung hält derart viele Abenteuer bereit, dass sich ein wiederholter Besuch lohnt.
- Was gibt’s noch? – Das Rautenstrauch-Joest-Museum teilt sich den Eingangsbereich mit dem Museum Schnütgen. Von der Lobby geht ein Gang zur Cäcilienkirche, die die namhafte Sammlung zur christlichen Kunst im Mittelalter beherbergt. Wer genug von Museum hat, der gelangt in wenigen Minuten in die Innenstadt zum Shoppingvergnügen.
Die Universalsprache Musik stimmt die Besucher auf die Ausstellung ein; das Gamelan-Orchester sorgt für ein erstes Klangerlebnis |
In manchen Teilbereichen verschwindet das Objekt in der Inszenierung |
Türen als Objekte des Übergangs |
Der Eingangsbereich zum Themenkomplex Wohnen |
Ein Tipi der nordamerikanischer Ethnien |
Der Kopf eines weißen Stiersargs |
Ein Buddhakopf, der um 800 in Indonesien aus einem Lavastein gefertigt wurde |
Vishnu-Kopf aus Kambodscha |
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