26.12.2015

I Got Rhythm | Kunstmuseum Stuttgart

„I Got Rhythm“ – eine Sonderausstellung mit hohem Unterhaltungswert über die Interaktion von Jazz und Kunst. Eine Ausstellung, in der auch (endlich) das Zusammenspiel zwischen Audioguide und Exponaten einwandfrei funktioniert und nicht nur sinnvoll ist, sondern den Ausstellungsbesuch erst zu einem kompletten Erlebnis macht. Mit den Köpfen wippende Ausstellungsbesucher, die ein Lächeln auf den Lippen haben, Takt klopfende Füße, hier und da einige Hüftwackler, und ein mehrstündiger Aufenthalt, der wie im Flug vergeht: „I got rhythm“ eben...
Die Sonderausstellung zeigt, wie sich Jazz und bildende Kunst gegenseitig  beeinflusst haben. Mit der Geschichte des Jazz verweben sich Werke namhafter Künstlerinnen und Künstler und ergeben in ihrem Austausch nicht nur einen musikalischen und künstlerischen Einblick ins 20. Jahrhundert, sie sind gleichzeitig Spiegel sozialer und politischer Ereignisse und Prozesse in den USA und Europa.
Von den Anfängen des Jazz in New Orleans über den Bebop Chicagos hin zu Hardbop und Free Jazz, von Matisse und Mondrian über Klee und Dix bis hin zu Jason Pollock: Eine Kulturgeschichte aus Tönen und Bildern, die in einem Wechselspiel entstanden sind und durch die Kombination von Sehen und Hören in der Schau über drei Ebenen großartig zusammengeführt werden und neue Dynamiken entfalten. Zwei Fragen, die sich allerdings durch diesen Besuch nicht beantworten lassen: (Wie) funktioniert die Ausstellung ohne Audiobeiträge bzw. für Leute mit geringerem Musikinteresse?


Lieblingsexponat? – Chris Martin: Jam Session, 2013

Nachmachen! – Der gelungene Einsatz von Audioguides, u.a. bedingt durch die hohe Qualität der gemütlichen und soundmäßig guten Kopfhörer (Sennheiser) sowie durch die einfache Handhabung. Durch die ständige akustische Untermalung kann man ganz in eine andere Welt eintauchen und länger als gewöhnlich vor einem Bild ausharren.

Was stört? – Nicht störend, aber auffällig: Bei mehreren Bildern ist die Objektbeschilderung falsch (z.B. ist bei einem Kreidebild von „Öl auf Leinwand“ die Rede). Um den Rhythmus noch mehr anzuheizen, hätte das Museum in den beiden Videoräumen noch Cocktails anbieten können...

Wie hinkommen? – Vom Hauptbahnhof zu Fuß entlang der Königstraße oder der U-Bahn zur Haltestelle Schlossplatz.

Charme? – Die Lebendigkeit von Kunst ist hier zu spüren.

Jahreskarte oder Tagesticket? – Die Sonderausstellungen sind nicht immer so großartig wie diese, aber die ständige Ausstellung ist immer wieder einen Besuch wert.

Was gibt´s noch? – Wenn man nach dem Ausstellungsbesuch Hunger bekommt, muss man sich keine Sorgen machen, kulinarisch unterversorgt zu sein: rund um den Glaskubus befinden sich zahlreiche Speiselokale; auf der obersten Etage das museumseigene.

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