Gleich am Eingang darf man sich in die im Gänsemarsch voranschreitende Schlange einreihen. Irgendwo quer einzusteigen lohnt sich nicht, weil es kaum Stellen gibt, an denen man, ohne zu drängeln, wieder vor ein Exponat gelangt. Die großen Ausstellungsstücke wie Bowies Kostüme oder Gitarren, ebenso wie Ausschnitte seiner Live-Auftritte sind auch von Weitem zu erblicken. Aber gerade die kleineren, besonderen Sachen wie handschriftliche Notizen sind stets umzingelt: für viele Fans heilige Objekte. Der Audioguide erweist sich schnell als störend, da die Tonübertragung schwach ist und sämtliche Räume mit Auszügen aus Bowie-Hits-in-Schleife beschallt werden, die den Kopfhörer-Kommentar übertönen. Tolle Songauswahl in der Schleife, aber diese wiederholt sich einfach zu schnell, um nicht spätestens nach einer viertel Stunde zu nerven.
Eine großartige Idee ist die Benennung jedes einzelnen Objekts mit einem Abstraktum. Ein Beispiel: unter einem Portrait steht ein kurzer, erklärender Objekttext. Darüber befindet sich in nur schwach sichtbaren Buchstaben ein Substantiv, das die Essenz des Exponats auf den Punkt bringt, etwa „compulsiveness“ oder „freedom“. Dies wird konsequent durch die gesamte Sonderausstellung geleistet – die sich am Ende als weitaus größer und tiefgängiger erweist, als sie zu Beginn den Anschein macht.
„David Bowie is“ funktioniert vor allem aus zwei Gründen
auch für Leute, die nicht Bowie-Begeisterte sind. Erstens, weil man die
Möglichkeit erhält, einer vielseitigen, chamäleonartigen Persönlichkeit voller
Faszination, näher zu kommen. Zweitens, weil hier die Frage nach persönlicher
Identität in unserer modernen Welt auf den Punkt gebracht wird. Über die
Elemente und Stationen der Ausstellung kann man nicht nur fragen, wer David
Bowie ist, sondern auch, wer man selbst ist! David Bowie (und die Ausstellung) macht
Mut dazu, all das zu sein, was man sich erträumt zu sein. David Bowie is – in meinen Worten – change – getting things done – beyond the question: man
or woman – not graspable – a megalomaniac – writing good and bad music –
driving the museum´s staff crazy – a welcomed person to do an exhibition on.
Und wer bist Du?
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Nachmachen! – Prunk und Alltag so unkompliziert nebeneinander
Was stört? – nicht, dass die Ausstellung schon in der Eingangshalle
beginnt; in der Sonderausstellung: es werden zu viele Menschen auf einmal
hineingelassen und das Fotografieren ist untersagt
Wie hinkommen? – von der Tube-Station South Kensington führt ein Fußgängertunnel direkt
ins Museum
Charme? – Prunk und Alltag so unkompliziert nebeneinander in einem
wundervollen Gebäude. Vor allem im Sommer kann man dort einen ganzen Tag
(und mehr) verbringen und abwechselnd Innenhof und Ausstellungen genießen
Was gibt´s noch? – das Natural History Museum und Harrod´s sind
gleich um die Ecke. Allein das Äußere
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